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13.09.2021, 08.57

Auch wenn der eidgenössische Dank- Buss- und Bettag seine religiösen Wurzeln nicht verleugnen kann, so ist er doch keine kirchliche sondern – wie der Name sagt – eben eine eidgenössische d.h. staatliche Einrichtung. Die Tagsatzung legte 1832 auf Antrag des Kantons Aargau für alle Kantone auf den dritten Sonntag im September fest.
Uns allen ist bekannt, dass der Bundesbrief von 1291 mit den Worten beginnt: «Im Namen Gottes des Allmächtigen…» Auch die neueste Fassung unserer Bundesverfassung blieb bei diesem Anfang. Dieser Anruf Gottes ist sozusagen die Überschrift über allem, was dann folgt. Darum meine ich, dass gerade an diesem Tag unsere Besinnung und unser Nachdenken einen politischen Charakter haben darf und soll. Denn der Glaube an Gott hat mit allem zu tun, was unser Leben ausmacht, also auch mit der Politik. Jede Politik – auf welcher Seite auch man stehen mag – ist doch der Versuch, unsere Gemeinschaft so zu gestalten, wie es der Würde des Menschen entspricht. Dabei ist natürlich entscheidend, welches die Grundlagen sind, auf denen wir stehen, was uns wichtig ist, welches Welt- und Menschenbild wir haben, welche Ethik wir vertreten.
Wir müssen es uns eingestehen: In einer multi-kulturellen Gesellschaft, wie der unseren, mit ihrer Vielfalt an religiösen und weltanschaulichen Meinungen, ist es schwieriger geworden, zu Entscheidungen zu gelangen, die von einer Mehrheit mitgetragen werden. Prioritäten werden ganz verschieden gesetzt. «Im Namen Gottes des Allmächtigen»- wer vor diesem Hintergrund politisch aktiv wird, wird nicht darum herum kommen, sich immer wieder zu fragen, kann mein Handeln und Reden vor diesem Gott bestehen?
Othmar Kähli